Syriens Bürgerkrieg Das Arsenal der Rebellen
Aufstand gegen Assad: Die Waffen der syrischen Rebellen
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AFP
Erbittert kämpfen die Aufständischen seit Monaten gegen Assad. Militärisch sind die Regierungstruppen ihnen noch überlegen. Doch die Rebellen rüsten auf, dank der Hilfe aus dem Ausland.
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Hamburg/Damaskus - Beide Seiten haben es als ihre entscheidende Schlacht bezeichnet: den Kampf um die Handelsmetropole Aleppo im Norden Syriens. Rebellen und Assad-Soldaten liefern sich seit Tagen erbitterte Gefechte. Die Truppen des Regimes von Baschar al-Assad kommen mit ihrer Offensive nicht schnell voran. Dabei ist die Streitmacht des Regimes, was die militärische Ausrüstung angeht, nach wie vor überlegen: Sie verfügt über schwere Waffen: Kampf- und Schützenpanzer, Jets und Kampfhubschrauber.
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Doch die Aufständischen haben in den vergangenen Monaten aufgerüstet. Die Kämpfer der Freien Syrische Armee (FSA) verfügen nicht mehr allein über Kalaschnikows, Granaten und Molotow-Cocktails, sondern zum Teil auch über schwere Waffen, wie Videos im Internet zeigen:
Zu sehen sind dort unter anderem Flugabwehrkanonen vom Typ SU-23-2 und DSchK-Maschinengewehre, die die Rebellen zum Teil auf Trucks installiert haben, um Kampfhubschrauber von Assads Armee abzuschießen. Beide Waffen stammen aus sowjetischer Produktion. Aktivisten haben in den vergangenen Wochen mehrfach berichtet, wie Aufständische Helikopter von Assads Armee abgeschossen hätten. Unabhängig sind diese Angaben nicht überprüfbar. Das Regime setzt in den vergangen Wochen vermehrt auf Luftangriffe - auch in Aleppo.
Nach mehreren Berichten soll die FSA mittlerweile auch über Boden-Luft-Abwehrraketen, sogenannte Manpads, verfügen. Welche Qualität sie haben, ist unklar. Videos im Internet sollen syrische Rebellen angeblich mit SA-7-Luftabwehrraketen zeigen. Der Sender NBC News berichtete Anfang der Woche, dass die Rebellen zwei Dutzend dieser Manpads erhalten hätten. Bestätigt wurden diese Angaben jedoch nicht. Die schultergestützten Raketen sind beliebt, mehrfach haben Vertreter der Freien Syrischen Armee öffentlich Washington aufgerufen, ihnen diese Waffen zu liefern, um gegen Assads Luftwaffe vorgehen zu können. In den USA ist die Furcht aber groß, dass solche Raketen in die falschen Hände gelangen könnten.
Nach eigenen Angaben besitzen die Rebellen mittlerweile russische Panzer vom Typ T-55, T-62 und T-72. Die Aufständischen wollen sie von Assads Armee erobert haben. Am Donnerstag berichteten Kämpfer, sie hätten mit einem erbeuteten Panzer das Feuer auf den Luftwaffenstützpunkt Menakh etwa 35 Kilometer nördlich von Aleppo eröffnet.
Zudem verfügen die Aufständischen über Panzerabwehrraketen , Granatwerfer und Minen. Inzwischen sind sie auch darin geübt, selbst Sprengfallen zu bauen.
Noch vor wenigen Monaten baten die Rebellen immer wieder öffentlich um neue Waffen und Munition, mittlerweile beziehen sie diese aus drei Quellen:
Überläufer: Tausende Soldaten von Assads Armee sind desertiert. Viele haben sich der FSA angeschlossen und leichte und mittelschwere Waffen aus den Kasernen mitgenommen.
Eroberungen: Die Rebellen haben einige Militär- und Polizeiposten erobert - vor allem in Aleppo, wo sie nach verschiedenen Berichten auch eine Polizeistation einnahmen. Schätzungen zufolge sollen die Aufständischen mindestens die Hälfte ihrer Waffen von ihrem Feind erbeutet haben.
Lieferungen: Es gibt viele Gerüchte darüber, woher die FSA ihre Waffen bezieht, sogar aus Libyen soll der Nachschub kommen. Wie das Magazin "Time" berichtet, beliefern russische Waffenhändler mittlerweile sogar beide Seiten - Assad-Truppen wie Rebellen. Immer wieder werden Saudi-Arabien und Katar als Unterstützer der Aufständischen genannt. Die Staaten finanzieren die FSA laut "Washington Post" mit mehreren Millionen Dollar im Monat. Über den Libanon und die Türkei werden unter anderem Munition, Minen, Granaten, Anti-Panzerwaffen, Luftabwehrgeschütze und Handfeuerwaffen nach Syrien geschmuggelt. Ankara selbst soll ebenfalls Waffen liefern, bestreitet dies aber offiziell. Im türkischen Adana, rund hundert Kilometer von der syrischen Grenze entfernt, ist nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters sogar ein Kommandozentrum entstanden. Hier sollen türkische Regierungsvertreter mit Offizieren der FSA, Gesandten aus Katar, Saudi-Arabien - und auch Mittelsmännern des amerikanischen Geheimdienstes CIA zusammenarbeiten. US-Präsident Barack Obama hat Berichten zufolge einen Erlass unterzeichnet, die der CIA Hilfe für die Aufständischen erlaubt.
Aber auch wenn die Waffenversorgung der Rebellen inzwischen gesichert scheint - ausreichend Munition haben die Kämpfer der FSA anscheinend nicht. Aus dem umkämpften Aleppo berichten Journalisten, dass die Rebellen sehr sorgsam mit ihren Patronen umgehen würden. Schüsse in die Luft, wie sie die libyschen Rebellen abgaben, gebe es in Syrien nicht.
heb